Netzwerkteilnehmerinnen

Unser Verständnis des interreligiösen Dialogs:

Wir sind ein Netzwerk von Frauen, die über die Grenzen von Kulturen und Religionen hinweg in den Dialog miteinander pflegt. Wir möchten mehr voneinander erfahren, um auf diese Weise mehr Verständnis und Toleranz füreinander entwickeln und um das Zusammenleben in unserer Stadt verbessern zu können. Wir sind grundsätzlich offen für alle Religionsgemeinschaften und auch für nicht religiöse Frauen. Wir orientieren uns dabei an der Idee des Dialogs, wie sie von David Bohm u.a. im Rahmen des MIT entwickelt und hier in Deutschland von Martina und Johannes F. Hartkemeyer eingebracht worden sind (www.dialogprojekt.de)

Gruppenfoto bei der Netzwerksitzung im Februar 2018 im Buddhistischen Zentrum. Foto: Marco Heinen

Wir erkunden gemeinsam einen Weg, nehmen dabei auch Hindernisse und Schwierigkeiten in Kauf und lassen uns nicht entmutigen. Unterschiedlichkeit auszuhalten und mit ihr gut umzugehen, ist eine große Herausforderung. Die Idee des „Suspendierens“ ist hier hilfreich. Sie meint, dass ich meine Vorurteile erst einmal beiseite stelle und mich öffne für die Begegnung mit dem mir Fremden. Es ist eine Entlastung, nicht gleich alle Vorurteile und Annahmen, die ich habe, aufgeben zu müssen. Aber es öffnet Möglichkeiten, trotz theologischer oder sozialer Differenzen einen Dialog miteinander zu führen. Ich kann so auch einen Dialog beginnen mit Menschen, mit denen „man nicht redet“. Und ich bekomme die Chance, meine Wahrnehmung zu verändern, falsche Bilder im Kopf zu korrigieren.

Offenheit ist eine wichtige Voraussetzung für den Dialog. Eine offene Haltung ermöglicht bereichernde Begegnungen. Sie ermöglicht eine Weiterentwicklung unserer menschlichen Potentiale und hat auch eine spirituelle Dimension. Sie ist eine Verbindung zu unseren spirituellen Quellen. Offenheit ist groß, nahezu unendlich, so wie ein Ozean. Wer in ihrer/seiner Grundhaltung offen ist, strahlt das auch positiv auf ihre/seine Umgebung aus.

Netzwerkfrauen beim Begegnungstag 2015 in der Blauen Moschee an der Außenalster.

Wer offen ist, ist andererseits auch ungeschützt. Offenheit hat deshalb auch Grenzen, die wir respektieren müssen. Wir wollen deshalb achtsam und respektvoll miteinander umgehen. Respekt soll „radikal“, d.h. unbedingt und „von der Wurzel aus“ sein. Dazu gehört auch, die Anderen so zu lassen, wie sie sind, sie nicht verändern zu wollen. Das schließt Missionierung aus und bedeutet den Verzicht auf einen alleinigen Wahrheitsanspruch. Meine Wahrheit ist für mich wahr, für eine andere ist es eine andere Wahrheit. Zusammen bilden sie Bruchstücke einer Wahrheit, die uns Menschen letztlich nicht zugänglich ist.

Wir sind in einem Prozess miteinander, in dem wir auch ehrlich miteinander sein wollen. „Sprich von Herzen“, lautet eine indianische? Weisheit, sprich das aus, was du denkst, verbiege dich nicht und täusche die Anderen nicht. Das erfordert Vertrauen zueinander. Vertrauen wächst, wenn man sich besser kennenlernt. Am Anfang fordert es von den Beteiligten eine gehörige Portion Vertrauensvorschuss.

Wir sind überzeugt davon, dass es im Dialog miteinander möglich wird, neue Wege zu gehen und Vielfalt als Bereicherung zu erleben.