Dokumentation des 8. Interreligiösen Zoom-Frauenbegegungstages am 8. November zum Thema: „Vielfalt umarmen – zusammen wachsen“


Umarmen – wie geht das in Zeiten einer Pandemie und vieler Ängste? Auch wenn das echte Umarmen derzeit kaum möglich ist, hatten wir dieses Leitmotiv bewusst gewählt. Denn Umarmen hat viele Dimensionen.
Wir wollten dazu ermuntern, die Offenheit und Neugier aufeinander, auf unterschiedliche Religionen und Glaubensrichtungen, wachsen zu lassen. Wir luden zum Austausch darüber ein, was wir glauben und wie wir gemeinsam unsere Gesellschaft gestalten wollen. Ziel war es, uns als Schwestern mit und ohne religiösen Glauben besser verstehen zu lernen und aneinander zu wachsen. Der Kern einer jeden Religion ist das Zusammenleben der Menschen. Es führt zur Umarmung, real oder im Geiste. Umarmen ist eine Haltung und ein menschliches Grundbedürfnis.
In diesem Jahr konnte die Veranstaltung nur digital per Zoom durchgeführt werden. Wir waren sehr gespannt, wie intensiv eine Begegung digital per Zoom sein kann. Aber, es war eine gelungene Premiere und wir haben auch unter diesen neuen Bedingungen einen ganz besonderen Tag miteinander verbracht.
Auch diesmal haben Offenheit und Neugier auf neue Erfahrungen und Aufeinander gelohnt! Unser Dank gilt allen, die diesen besonderen Tag möglich gemacht haben, den Geldgebern, den Organisatorinnen und nicht zuletzt den Teilnehmerinnen, die sich auf das Experiment eingelassen haben.

Unser besonderer Dank gilt auch dem Altonaer Dialog, der uns mit Beiträgen und auch finanziell unterstützt hat:

Der Vormittag begann mit einer Koranrezitation von Shazia Khan:

Koranrezitation mit Shazia Khan. Video: Elham Saveri

Die Begrüßung der Teilnehmerinnen erfolgte durch Kelly Thomsen und Nedra Ouarghi:

Teilnehmerinnen im Plenum. Foto: Michaela Will

Es folgte ein Gesangsbeitrag mit Christiane Beetz und Lee Cockshot:

Christiane Beetz von Trimum singt mit den Teilnehmerinnen. Video: Elham Saveri

Wie in den Jahren zuvor gab es anfangs einen interaktiven Fishbowl, in dem Frauen aus verschieden religiösen, kulturellen und sozialen Kontexten Impulse zum Thema „Vielfalt umarmen – zusammen wachsen“ setzten. Impulsgeberinnen waren Adelina Michalk und Anette Wiencke-Naniwa (Buddhistin) für den Altonaer Dialog sowie Petra von Langsdorff, Alima (Birgit) Ponten u. Julia Solovieva (Jüdin) vom Interreligiösen Frauennetzwerk Hamburg.

Diese sehr individuellen Impulse gingen von Begebenheiten aus dem alltäglichen Leben, anschaulichen Kurzgeschichten, bis zur Verlesung der Altonaer Deklaration und z.T. sehr tiefen spirituellen Erkenntnissen. Bei allen Impulsen dominierte die Wahrnehmung, dass jeder Mensch mit den ihm individuell verliehenen Gaben etwas zum großen Ganzen und Vollkommenen beitragen kann, denn wie es eine Mitstreiterin treffend ausdrückte: „Jeder von uns hat etwas Göttliches und es ist INTER-RELIGIÖS“. Sich besonders in diesen Zeiten der Einheit der Menschheitsfamilie bewusst zu werden hilft, sich für die Vielfalt in der Einheit stark zu machen.

Hier einige Beispiele:

Adelina Michalk stellt den Altonaer Dialog vor. Video: Elham Saveri

Hier der Link zur Altonaer Deklaration: https://www.hamburg.de/altona/altonaer-deklaration/

Annette Wiencke-Naiwa (buddhistische Gemeinschaft Soka Gakkai. Video: Elham Saveri
Alima (Birgit) Ponten, Sufi Alawiah, Mitglied des Interreligiösen Frauennetzwerks Hamburg. Video: Elham Saveri

In Kleingruppen konnten im Rahmen von „Breakout-Räumen“ die Eindrücke vom Fishbowl und die eigenen Erfahrungen zum Thema von den Teilnehmerinnen diskutiert werden. Am Ende fanden sich dann alle im Plenum ein und brachten ihre Ergebnisse auf einer Online-Tafel (Whiteboard) ein.

Die Frauen sammeln ihre Eindrücke aus den Untergruppen auf dem Whiteboard. Foto: Michaela Will

 

Multireligiöses Gebet mit Beiträgen von verschiedenen Religionsgemeinschaften

Multireligöse Andacht. Video: Elham Saveri

Eindrücke von der buddhistische Meditation mit Äbtissin Gak Duk Bo Sal Nim – Denia Rositzki aus dem Hamburg Yun Hwa Dharma Sah:

Andacht aus dem Buddhistischen Zentrum in Hamburg. Video: Elham Saveri

Vom Hamburg Yun Hwa Dharma Sah wurde eine Buddhistische Meditation von der Äbtissin Gak Duk Bo Sal Nim (Denia Rositzki) geleitet.

Nach der Einladung zu einer meditativen Sitz-und Geisteshaltung hat Gak Duk sehr langsam ein poetisches Daily Reminders von Ji Kwang Dae Poep Sa Nim vorgelesen. Durch die Langsamkeit des Vorlesens konnte man sehr gut in die Vorstellung der Bilder dieses Textes eintauchen und so einen meditativen Zustand erreichen. Im Anschluss wurde noch kurz, wie es die zur Verfügung stehende Zeit erlaubte, im Stillen meditiert und das Gehörte verinnerlicht.

Es fand online vom Dharma-Raum (Meditationsraum) des Hamburg Yun Hwa Dharma Sah statt. Man sah den Altar mit den vielen Blumen und die Kerzen, die während der Meditation brannten, vielleicht konnte man auch die duftenden Räucherstäbchen wahrnehmen.

 

Die jüdische Kantorin Irina Kaplan trägt jüdische Lieder vor. Video: Elham Saveri

 

 

Am Nachmittag gab es vier Online-Workshops

  1. Theaterworkshop: „Bilder einer bunten Ausstellung“ mit Julia Solovieva (Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg) und Pastorin Dr. Michaela Will (Ev. Frauenwerk hamburg-West/Südholstein).
    Theater geht auch digital und kann sogar Spass machen. Im Theaterworkshop „Bilder einer bunten Ausstellung“ haben die Teilnehmerinnen kreativ und persönlich Reichtum und Grenzen von Vielfalt und Dialog auf die digitale Bühne gebracht und sich darüber ausgetauscht.
    Hier ein Eindruck vom Workshop:
Eindrücke aus dem Theaterworkshop. Video: Elham Saveri
Teilnehmerinnen verkleiden sich beim Theaterworkshop. Foto: Michaela Will

2. Der Offene Austausch: Glaubensvielfalt – Was für eine Herausforderung!?
mit Merve Dursun, Nilab Naderi und Zisan Özer vom Fachrat Islamische Studien sowie Luise Scherrer und Annika Floto vom Ev. Frauenwerk Hamburg-West/Südholstein
brachte eine Vielzahl von beeindruckenden Impulsen und Diskussionen unter den Teilnehmerinnen. Hier einige Beispiele:

Junge Muslima im Austausch über interreligiöse Erfahrungen. Video: Elham Saveri

 

Regeln für den Interreligiösen Dialog
Zwei Frauen im Dialog. Video: Elham Saveri

3. Gesprächsworkshop: Rassismus – der alltägliche Wahnsinn
mit Eva-Maria Schmitz (kath. Theologin), Äbtissin Mi Gak – Susanne Barlach (Istanbul Yun Hwa Dharma Sah), Dr. Marjan Heidarinami (Frauenforum des Islamischen Zentrums Hamburg)
Grundlage des Workshops war ein Film, den die Frauen vorher gesehen hatten: https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-history/rassismus–die-geschichte-eines-wahns-100.html

Die jüngsten Entwicklungen und nicht zuletzt die „Black Lives Matter“ Debatte haben uns auch hierzulande auf das Thema Rassismus sensibilisiert. Aktuell gibt es Diskussionen, ob und wie man den Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz ersetzen kann. In diesem Workshop kamen die Teilnehmerinnen dem ganz alltäglichen Rassismus auf die Spur.
Der Film von Marius Jung, war Grundlage für die Diskussion.

In diesem Film wird folgenden Fragen nachgegangen:

Woher kommt das Bewerten von Menschen nach Haut- und Haarfarbe? Gehört das Rassenschema zu unserem Denken? Wie wird aus Vorurteilen Rassismus? Wie prägt er unser Bewusstsein? Dazu interviewt Marius Jung Historiker, Sozialwissenschaftler und Naturwissenschaftler. Im Workshop setzten wir uns damit auseinander, wie sich der alltägliche Rassismus bei uns zeigt und wie wir daran beteiligt sind.

Wir hielten fest, dass wir uns in einem gesellschaftlichen Wandel befinden, der eine kulturelle und religiöse Vielfältigkeit mit sich bringt. Je näher das „Verschiedene“ zusammenrückt, desto mehr besteht der Bedarf sich zu definieren. Die Angst vor Verlust kann dazu führen, dass Menschen rassistischen Denkweisen verfallen. Aber wer aufeinander zugeht, um sich kennenzu“lernen“, sich mit einer gewissen „Fehlerfreundlichkeit“ und einer relativen „Sorglosigkeit“ in Bezug auf etwaige Tabus in den Umgang miteinander wagt, es schafft auch Dinge so stehen zu lassen und nicht belehren zu wollen, wird feststellen, dass man sich im Grunde ähnlich ist. Und das hilft Vorurteile abzubauen. Mit Offenheit schaffen wir Frieden und bereichern uns. Wir lernen vor allem voneinander: Essen, Musik… Zusammen zu feiern hilft ebenfalls – und auch dafür sollten Räume geschaffen werden.

Waltraud Ziebell-Shafiezadeh spricht über alltäglichen Rassismus. Video: Elham Saveri

Video: Elham Saveri


4. Gesundheitsworkshop: „Immunsystem stärken, Selbstheilungskräfte aktivieren“

Der Gesundheitsworkshop war sehr schön und sehr wertvoll. 

Er wurde geleitet von Mahnaz Mashreghi (aus dem Islamischen Zentrum Hamburg e.V., blaue Moschee) und von der Äbtissin Gak Duk Bo Sal Nim  vom Hamburg Yun Hwa Dharma Sah aus (Buddhistisches Meditationszentrum der Yun Hwa Sangha Deutschland e.V.).

Wir lasen Texte aus unseren religiösen Linien vor, mit Tipps zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte und zur Stärkung des Immunsystems. Wir tauschten Rezepte aus, für bestimmte Essenszubereitungen und wiesen darauf hin, welche Nahrungsmittel unterstützend wirken. Wir sprachen darüber, wie wichtig es ist, einen positiven Geist zu bewahren und was wir dafür tun können. Wir sprachen auch darüber, dass jeder selbst sein bester Heiler ist und wie wichtig es ist, dass ein Arzt Liebe und Mitgefühl hat. Alle waren erfüllt und berührt von der Fülle der wertvollen Informationen der beiden Religionsrichtungen, welche sich gegenseitig ergänzten und bestätigten. Die Zeit verging sehr schnell. Hier ein kleiner Ausschnitt:

Eindrücke aus dem Gesundheitsworkshop. Video: Elham Saveri

Die Veranstaltung schließt gegen 16.30 Uhr mit einem Interreligiösen Friedensgebet:

Zum Abschluss noch einmal die Zusammenfassung des Tages in einem kurzen Video von Elham Saveri: